NEUE KULTURPOLITISCHE LEITLINIEN IM TESSIN

Sonntag 21.04.24
Von: Filippo Armati

Ende Februar stellte Staatsrätin Marina Carobbio Guscetti, Direktorin des Departements für Bildung, Kultur und Sport (DECS), der Presse eine Auflistung von politischen Massnahmen für den Zeitraum von vier Jahren (2024–27) vor. Dies ist ein erstes Resultat des im April 2023 begonnenen Prozesses des gegenseitigen Zuhörens und des Dialogs, an dem zahlreiche Organisationen, Verbände und Interessengruppen beteiligt waren.

Dabei wurden mehrere Punkte berücksichtigt: Anerkennung des Stellenwerts der Kultur und des unabhängigen Kunstschaffens, Berücksichtigung der Gehaltsbedingungen und der sozialen Sicherheit der weiblichen und männlichen Fachkräfte des Sektors, Generationswechsel, Transparenz und Verfeinerung der Verfahren zur Beantragung von Fördermitteln in den Programmlinien für die vierjährige Periode. Wie auch in der Kulturbotschaft 2025–2028 hervorgehoben wird, erfordert das reibungslose Funktionieren eines so vielfältigen und komplexen Systems wie dem Kulturbereich eine umfassende Zusammenarbeit. Ein harmonisches und gemeinsames Vorgehen der verschiedenen beteiligten Akteure (Kanton, Stadt, private Förderung, Branchenverbände) ist von grundlegender Bedeutung, um ein leistungsfähiges System zu schaffen, welches das Wachstum des Gebiets und eine bessere Rentabilität der öffentlichen und privaten Investitionen gewährleisten kann. Der Kanton und die Stadt erwarten nun gemeinsame Aktionen, um das Fachwissen des Sektors in den Foren, in denen die strategischen Linien der Unterstützung und Förderung der Kultur diskutiert werden, stärker einzubeziehen.


Dass diese Ziele gesetzt wurden, ist ein gutes Zeichen. Zur Verbesserung der Arbeitssituation der Künstler:innen sowie der Beschäftigten müssen jedoch noch weitere Massnahmen auf verschiedenen Ebenen umgesetzt werden. Auch das bisherige Fördersystem, bei dem der Swisslos-Fonds der kantonalen Lotterie die einzige wichtige Förderinstanz für die freie Szene ist, gilt es zu hinterfragen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass ohne eine adäquate Unterstützung einige Massnahmen – in erster Linie das Erreichen von fairen und gerechten Arbeitsbedingungen – auf der Kippe stehen. Für ein peripheres und sprachlich minderheitliches Gebiet wie den Kanton Tessin ist die Kultur von grundlegender Bedeutung, nicht nur im Hinblick auf den Austausch, die Konfrontation und den sozialen Zusammenhalt, sondern auch im Hinblick auf die Verteidigung der italienischen Sprache und Kultur auf nationaler Ebene. Nur durch ein Fördersystem, das in der Lage ist, Massnahmen, Indikatoren und finanzielle Mittel entsprechend den nationalen Rahmenbedingungen einzusetzen, kann die Kultur in unserem Gebiet ihr Potenzial bestmöglich entfalten.


Weitere → Informationen.