IM SPOTLIGHT: TANZ IN GRAUBÜNDEN

Dienstag 04.04.23
Von: Corinne Kälin

Im Jahr 2005 wurde der Verein chur tanzt auf der Bühne des Stadttheaters Chur gegründet, mit dem Ziel, interessierten Tänzer:innen eine professionelle Plattform für den Tanz zu bieten. Den Grundstein für den Verein legten der damalige Theaterdirektor Andreas Berger, Fadri Ramming (Stiftung Casty/Buchmann) und Irene Axelrod, ausgebildete Balletttänzerin und Tanzpädagogin.

Gemäss Statuten trägt der Verein chur tanzt zur Unterstützung, Förderung und Koordination des einheimischen Tanzschaffens in allen Ausdrucksformen bei. So wurden die chur tanzt Projekte ins Leben gerufen, wobei Tanzschüler:innen aus Graubünden die Möglichkeit erhalten, mit einem Choreographen:in ein abendfüllendes Stück einzustudieren und im Stadttheater zu präsentieren. Dabei werden sie jeweils von einem Berufsorchester begleitet, wobei Bühnenbild und Kostüme eigens dafür kreiert werden – ein schweizweit einzigartiges Format.

Langjährige Mitglieder des Vereins wie Silvia Mischol, René Bärtsch, Corina Caminada, Doris Müller und Jutta Hechenbichler trugen alle tatkräftig zur Realisation dieser Tanzprojekte bei. Von «Grand Hotel Vaslav!» (Oliver Dähler), «Frau» (Agata Lawniczak), über «Balleethoven!» (Sonja Rocha), zu «Pure» (Nora Werren) und noch viele weitere begeisterten die aufwendig einstudierten Choreografien bis weit über die Kantonsgrenzen hinaus.


Nebst dem chur tanzt Projekt hat der Verein zusätzlich die Organisation der «Tage des Tanzes» übernommen und damit eine Plattform zur Vernetzung der Tanzszene geschaffen. Zu Beginn wurde diese Möglichkeit von den Tanzschulen eifrig genutzt und geschätzt. Heute jedoch sind die Tanzschulen sehr selbstständig und stellen ihre eigenen Projekte auf die Beine. Durch diese Unabhängigkeit stehen die gemeinsamen Veranstaltungen nicht mehr bei allen Schulleitungen an erster Stelle. Neue Strukturen zur Reorganisation des Vereins mussten gefunden werden. Fortan wird chur tanzt nebst der Arbeit für die Tanzschulen deshalb auch eine Plattform für freischaffende Performer:innen sein, die sich damit gemeinsam für die Anerkennung des Tanzberufes in ihrem Kanton einsetzen möchten.


An qualifizierten Tänzer:innen und am Potential mangelt es nämlich definitiv nicht. Es fehlen jedoch geeignete Infrastrukturen wie ein kantonales Tanzhaus zur Verbindung und Vernetzung der Tänzer:innen. Oft fühlt sich die Tanzszene alleine gelassen und es gibt nur wenige Möglichkeiten für die Berufsausübung in der Heimat. «Professionelles Tanzen existiert schon lange nicht mehr in Graubünden», so beschreibt Federica Normanno, ausgebildete Tänzerin aus Chur, die Situation. Obwohl die Stadt Chur stolz auf ihr Stadttheater ist, gibt es kein festes Ensemble und dem professionellen Tanz wird auch kaum Platz für freischaffende Künstler:innen geboten. Aus diesem Grund verlassen auch die meisten ihren Heimatkanton, um in anderen Städten eine Arbeit zu finden.


«Ein Meeting Point zwischen dem Theater Chur, dem Kulturamt und chur tanzt würde sicherlich zur Verbesserung der Vernetzung und der Infrastruktur beitragen», ist die in Chur wohnhafte international anerkannte Tanzschaffende Robina Steyer, überzeugt.

«Somit könnten professionelle Performer:innen in ihrer Heimat eigene Tanzstücke aufführen und den begeisterten Tanzschüler:innen den Tanz noch näher bringen.»

Für junge Tanztalente gibt es übrigens mittlerweile Möglichkeiten, wie sie ihrem Berufswunsch näher kommen können. Erstmals besuchen um die fünf Tänzer:innen in den Talentschulen Chur und Ilanz ein vorberufliches Programm, welches ihnen erlaubt, Training und Schule unter einen Hut zu bringen.


Ein weiteres Ziel der Tanzszene in Graubünden ist es, den Anschluss zur Ostschweiz herzustellen, um einen regelmässigen Austausch zu ermöglichen.

Ein erster Schritt in diese Richtung gelang chur tanzt mit einem neuen Projekt, organisiert durch Federica Normanno: In Kollaboration mit dem Stadttheater Chur wird am 14./15. Oktober 2023 das «Sprungbrett 23» statt. Dieser Event bietet jungen Choreograph:innen (primär aus Graubünden oder mit Bezug zum Graubünden) eine Plattform, um ein erarbeitetes Tanzstück zwischen sieben und 20 Minuten einem Heimpublikum präsentieren zu können.


Weitere Ideen des Vereins chur tanzt sind Workshops und Projekte mit Tanzschüler:innen, und hoffentlich bald einmal auch Profitrainings.

Der Aufbau benötigt jedoch noch viel Engagement, Energie, Geduld und dazu auch etwas Glück. Zu hoffen ist, dass Graubünden damit aber bald sein Tanz-Comeback feiern darf.


Einige ausgebildete Tanzschaffende aus Graubünden:

Maurus Gauthier, Corinne Kälin, Milena Crameri, Dario Theiler, Jenoe Marranchelli, Federica Normanno, Robina Steyer, Bianca Casagrande Sutter, Torry Trautmann, Martha Mutapay, Ivo Bärtsch, Rikka Läser, Torry Trautmann, Cosima Grand, Jenoe Marranchelli, Ines Caviezel...


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