HIP HOP FÜHRT DEN TANZ AN
Die Hip-Hop-Kultur breitet sich im ganzen Land aus. Die 5. Solothurner Tanztage begrüssten am 7. Dezember den Choreografen Muhammed Kaltuk, während im April 2025 beim Festival Existe in Monthey die Crème de la Crème des Schweizer und internationalen Hip Hop Szene zu Gast sein wird.
Die Hip-Hop-Kultur entstand Ende der 1960er Jahre in den Schwarzen- und Latino-Ghettos der Bronx in New York und umfasst Freestyle-Tanz, Breakdance, Rap, DJing (Musikkompositionen, die aus der Verkettung mehrerer Musikstücke über ein Mischpult entstehen), Beatboxing (Imitation von Instrumenten, insbesondere Perkussionsinstrumenten, mit dem Mund) und Graffiti. Die Hip-Hop-Bewegung kam Anfang der 1980er Jahre nach Europa, als erstes nach Frankreich. Schnell wurde auch die Schweiz davon erfasst. In den 2000er Jahren entwickelt sich der zeitgenössische Hip-Hop-Tanz und erobert sich einen rechtmässigen Platz auf den Tanzbühnen und Festivals.
Die Wurzeln der Hip Hop Kultur liegen auf den Strassen, die Vielfalt dieser Kultur inspiriert heute zahlreiche Choreografen wie Kader Attou, Eric Mezino, Chaouki Saı̈d, Mourad Merzouki oder auch Muhammed Kaltuk. Letzterer ist ein junger Schweizer Künstler, der bereits grosse Erfolge feiert.
David Gross alias Cooper vom Hip-Hop-Tänzerduo Cooper&Voldo, den Gründern des Festivals Existe in Monthey, freut sich über die Entwicklung des Tanzes im Rahmen einer mehr als 50 Jahre alten Bewegung, die sich heute weltweit unter Jung und Alt ausbreitet. In der Schweiz nimmt die Hip-Hop-Kultur in Genf, Lausanne oder Zürich so richtig Fahrt auf. Im Wallis hat das Duo Cooper&Voldo für seine spektakuläre Arbeit den Kulturpreis der Stadt Monthey erhalten und setzt sich dafür ein, die Crème de la Crème des schweizerischen und internationalen Hip-Hop-Tanzes nach Monthey zu holen. Kürzlich wurde das Duo im Rahmen von Tanz in Olten ausgewählt, ihr Stück «Altroïsme» am Tanzabend Short Cuts zu präsentieren. Das Publikum war begeistert.
Das Ziel ist es, diese Kultur mit ihrer Authentizität, ihren Codes und ihren Ausdrucksmitteln auf die Bühnen und in die institutionellen Räume zu bringen, wie es in Solothurn und Monthey der Fall ist. Mamadou Kalombo alias Mams, ein in der Westschweiz bekannter Tänzer und Choreograf aus Vevey, möchte noch weiter gehen und träumt von einer staatlich anerkannten Ausbildung in urbanem Tanz, die den Studiengängen für klassischen und zeitgenössischen Tanz gleichgestellt ist. (Anmerkung der Redaktion: Im Sommer 2013 startete in Zürich die erste Höhere Fachschule für Zeitgenössischen und Urbanen Bühnentanz. Leider wird die Ausbildung aus finanziellen Gründen 2025 eingestellt.)
In Frankreich wird darüber nachgedacht, dass Personen, die Hip-Hop-Tanz unterrichten möchten, ein staatliches Diplom besitzen müssen. Für Cooper ist das ein interessanter Ansatz, aber er befürchtet, dass dadurch die Türen zur Spontaneität verschlossen werden.
„In dieser Kultur wird jeder so akzeptiert, wie er ist. Es gibt keine vorgeschriebenen Voraussetzungen. Das ist ihr Reichtum.“
Die Durchführung der dritten Ausgabe des Festivals Existe, das sich im April 2025 über zwei Tage erstrecken wird, bestärkt ihn in seinem Wunsch, den Hip-Hop-Tanz besser bekannt zu machen.
„Man muss diese Kultur, die einen Platz auf den Bühnen und in Institutionen verdient, zur Geltung bringen. Sie weckt vor allem beim jungen Publikum eine echte Begeisterung, aber die Theaterleitungen in der Schweiz programmieren sie (noch) nicht so leicht.“
„Leider ist der Hip Hop noch weit von einer institutionellen Anerkennung entfernt.“, beklagt sich Lorenzo Malaguerra, Direktor des Théâtre du Crochetan in Monthey, in dem das Festival Existe stattfindet. David Gross ist der Meinung, dass beide Seiten, Hip-Hop-Interpreten und Theaterinstitutionen, mehr unternehmen müssen, um sich zu begegnen.
„Es gibt vielleicht auch einen Mangel an Forschung und Vorschlägen auf unserer Seite, aber unser Ziel ist es ganz klar, diesen Tanz auf die Bühne zu bringen. Es soll Aufführungen geben und im ganzen Land bekannt gemacht werden, damit diese Kunst- und Tanzform auch ausserhalb der Battle-Szene weiterleben kann.“
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