STIMMEN AUS DER TANZWELT – TIZIANA ARNABOLDI

Mittwoch 06.10.21
Von: Sarah Marinucci

Seit Oktober 2009 residiert die Tessiner Tänzerin, Choreografin und Regisseurin Tiziana Arnaboldi mit ihrer Kompanie im Teatro San Materno in Ascona. In Europa ist es das einzige noch in Betrieb stehende Theater im Bauhausstil und zudem das erste Kammertheater der Schweiz. Es wurde 1928 vom berühmten Architekten Carl Weidemeyer erbaut. Welche Erfahrungen Tiziana Arnaboldi gemacht hat und welche Zukunftsvisionen ihr vorschweben, durfte Danse Suisse im Rahmen eines Gesprächs mit der Künstlerin in Erfahrung bringen.

Tiziana Arnaboldi begann im Alter von fünf Jahren zu tanzen. Da sie mit zwei älteren Brüdern aufwuchs, spielte sie immer mit einer männlichen Energie, was ihre Mutter dazu veranlasste, sie durch Ballettunterricht in die weibliche Welt einzuführen. Gleichzeitig war Arnaboldi im Kunstturnen aktiv und nahm an verschiedenen Wettbewerben teil. Diese Kombination aus Tanz und Kunstturnen führte sie nach Zürich an die ETH, wo sie «Bewegungswissenschaften und Sport» studierte und zum ersten Mal einer Tanztheatergruppe begegnete – Rey Phillips' Yno Dance Theatre. Er sah sie tanzen und lud sie ein, sich seiner Kompanie anzuschliessen. So begann ihr «Tanzabenteuer». Sie bereiste die Welt und traf viele wichtige Persönlichkeiten des Tanzes, wie Carolyn Carlson, Pina Bausch, Sasha Walz, Susanne Link, um nur einige zu nennen, die sie auf ihrer Reise begleiteten und ihr Zugang zur Welt des Tanzes verschafften. Ins Tessin kehrte sie zurück, als sie ein Kind erwartete.


Arnaboldi hat eine klare Vision und verfolgt mit ihrer Arbeit ein klares Ziel: die Suche nach Wahrheit – in Beziehungen, in Gefühlen, im Wesen der Dinge –, um so das Authentische zu entdecken. Es sei eine Suche, die Zeit brauche, aber notwendig sei, so Arnaboldi, um den Punkt zu erreichen, an dem Tänzer:innen ihre Einzigartigkeit beim Tanzen vermitteln können. Sie empfehle den Tänzer:innen zudem die Lektüre verschiedener Bücher über Philosophie, Poesie, Ethik und Kunst im Allgemeinen. Dadurch gewinne man einen Mehrwert, um sowohl als Mensch als auch als Künstler:in weiter wachsen zu können. «Ich mag die Reise durch die Kraft als eine Verschmelzung zwischen Kunst und Leben, zwischen Tun und Fühlen, auch dank der kontinuierlichen Workshops, die das Herzstück der Bauhaus-Ausbildung sind». Mit diesen Überzeugungen und Gedanken möchte Arnaboldi den Raum in eine ständige Entdeckung verwandeln, auf der Suche nach immer neuen Visionen.


Für die Zukunft hat Arnaboldi viele Pläne. Zum einen plant sie die Wiederaufnahme ihrer drei Produktionen «Autour du corps», «Danza e mistero» (Gewinner der Schweizer Kulturpreise 2018) und «Nelle vene della terra». Und zum anderen sind auch diverse neue Projekte in Planung. Dazu gehören ein Film und die Veröffentlichung eines Buches über Arnaboldis 35 Jahre ununterbrochener Tanzforschung. Danse Suisse wünscht ihr für diese und weitere Unternehmungen viel Erfolg.


Der ganze Artikel über Tiziana Arnaboldi ist bald auf der Webseite von Danse Suisse unter der neuen Rubrik «STIMMEN AUS DER TANZWELT» zu finden.