IN EIGENER SACHE

Donnerstag 16.09.21
Von: Sarah Marinucci

Mentale Gesundheit und faire Praktiken werden immer mehr zum öffentlichen Thema, so auch im Kulturbereich. Vor allem die COVID-19-Krise hat einmal mehr vor Augen geführt, wie prekär die Arbeitsbedingungen und Produktionsweisen für die professionellen Kulturschaffenden und Künstler:innen sind und wie stark sie unter Druck stehen. Sowohl der Workshop von Danse Suisse zu «Mental Health» als auch das Forum Tanz 2021 erachteten als wichtig, eine Auseinandersetzung mit ebendiesen Themen zu gewährleisten.

Mental Health


Danse Suisse hat mit seinem Workshop zu «Mental Health» zum ersten Mal eine Austauschplattform für Künstler:innen und Kulturschaffende angeboten, um sich mit der menschlichen und organisatorischen Ebene in den jeweiligen Kulturbetrieben auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit der Beraterin, Trainerin und Coachin Christina Barandun wurde darüber diskutiert, mit welchen Mitteln man als Künstler:innen und Kulturschaffende seine psychische Gesundheit aufbauen und stärken kann und wie durch wertschätzende Kommunikation und konstruktiven Umgang mit Konflikten ein kreatives, unterstützendes Umfeld im Umgang mit anderen geschaffen und erhalten werden kann. Zudem stand die Frage im Raum, was Stress bedeutet, wie man sinnvoll damit umgehen kann, welche Ressourcen aktiviert und wie diese in den Alltag eingebaut werden können. Weitere Themen waren die Reflexion der eigenen Denkmuster und die Frage, wie man konstruktive Kritik oder Feedback geben kann. Neben dem fachlichen Input im Plenum gab es genügend Möglichkeiten, sich auszutauschen und von den Erfahrungen der anderen zu lernen.


Aufgrund der positiven Resonanz nach dem ersten Workshop-Wochenende am 28. und 29. August 2021, die zeigt, dass die Auseinandersetzung mit solchen Themen eine grosse Wichtigkeit hat, plant Danse Suisse, daraus eine Workshop-Reihe zu generieren, damit der nachhaltige Austausch beibehalten werden kann und so viele Tanz- und Kulturschaffende wie möglich die Gelegenheit haben, diese Thematik zu vertiefen.


Fair Practices


Ähnliche Themen behandelte das diesjährige Forum Tanz mit dem Titel «Fair Practices» am 6. September 2021, welches im Rahmen von La Bâtie in Genf stattfand. Gerade diese schwierige Pandemie-Situation unterstreicht nachdrücklicher denn je die Notwendigkeit einer gemeinsamen Auseinandersetzung hinsichtlich der prekären Arbeitsbedingungen und Produktionsweisen, die in weiten Teilen des professionellen Kunstschaffens vorherrschen, und zeigt zudem auf, unter welchem Druck die Akteur:innen stehen. Der Tanz ist in besonderem Masse betroffen, vor allem dann, wenn das labile Gleichgewicht seiner erst seit Kurzem existierenden Förderstrukturen aus den Fugen zu geraten droht. Das Programm des Forums wagte den Versuch, ein Feld aus strukturellen, ökonomischen sowie ethischen Fragen zu öffnen. In diesem Zusammenhang standen sechs verschiedene Workshops, in denen gemeinsam mit den Teilnehmenden unterschiedliche Themen diskutiert und reflektiert wurden, sowie drei über den Tag verteilten Keynotes, die Anregungen zu weiterführenden Diskussionen gegeben haben, zur Auswahl. Das damit zu erreichende Ziel ist, dass professionelle Tanzschaffende und Kulturförderer sich vermehrt für faire Praktiken einsetzen und damit den Arbeitsrealitäten von Kulturschaffenden eine starke Gewichtung verleihen.


FAIRSPEC Kodex


Ebenfalls im Zusammenhang mit den Themen der mentalen Gesundheit und fairen Praktiken hat FAIRSPEC am 30. August 2021 nach einem Jahr gemeinsamer Entwicklung einen Kodex publiziert, der für die zukünftige Arbeit in der Freien Szene wegweisend sein soll. Der FAIRSPEC Kodex entstand unter Mitwirkung von mehr als 150 Künstler:innen aus Theater und Tanz sowie unter Beizug von Fachpersonen. Nicht zuletzt von Prof. Dr. Thomas Schmidt, der mit seiner Studie «Macht und Struktur am Theater – Asymmetrien der Macht» vor zwei Jahren Missstände an Theaterhäusern aufdeckte. Danse Suisse brachte sich an zwei Workshops zur Erarbeitung des Kodex aktiv ein. Der FAIRSPEC Kodex kann auf der Website www.fairspec.ch/kodex heruntergeladen sowie unterzeichnet werden. Bitte Mit-Teilen und Weitersagen!


Zwei Preise


Und last but not least gratulieren wir Jasmine Morand, Vorstandsmitglied von Danse Suisse, zum Schweizer Tanzpreis 2021 für ihre Kreation «LUMEN» und Kathleen McNurney, Präsidentin von Danse Suisse, zur Nennung im «Jahrbuch» der Zeitschrift Tanz: «Tanz Luzerner Theater», die Kompanie, welche sie in den letzten 12 Jahren leitete, wurde von der Tanzjournalistin Lilo Weber zur Kompanie des Jahres gewählt. Zwei verdiente Auszeichnungen!


Euer Team von Danse Suisse