Die im heutigen Boleslawiec (Polen) geborene und in Dresden aufgewachsene Tänzerin und Tanzpädagogin Ulla Kasics startete ihre Tanzlaufbahn als 19-Jährige nach dem massiven Bombenangriff auf Dresden. Zu der Zeit hatten Emotionen und Spontanität wenig Raum, der Krieg war zwar vorbei, doch die Not noch lange nicht. Durch Zufall entdeckte Kasics auf einem Spaziergang die Tanzschule von Gret Palucca, eine Pionierin des Ausdruckstanzes, und wurde zum Mittanzen eingeladen. Dies war ein bedeutender Wendepunkt in ihrem Leben. Durch ihre Tanzausbildung an der Palucca-Tanzschule in Dresden sowie ihre Zeit an der Folkwang-Schule in Essen wurde Kasics wesentlich geprägt, was sie 1949 zu einem Engagement in die Schweiz ans Berner Stadttheater führte. Dort lernte sie ihren Lebenspartner Tibor Kasics kennen. 1954 gründete sie schliesslich in Zürich ein eigenes Tanz- und Gymnastikstudio, das sie bis heute erfolgreich führt. Zudem erarbeitete sie in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Berufsverband für Tanz und Gymnastik (einer der drei Verbände, aus deren Fusion 2007 Danse Suisse entstand), dessen Präsidentin sie 1974 bis 1989 war, Richtlinien für die professionelle Ausbildung von Gymnastiklehrer:innen und unternahm beim Bund zahlreiche Vorstösse für die Verbesserung der beruflichen Situation der Tänzer:innen in der Schweiz. Und noch 2014 stand Ulla Kasics in der dokumentarisch fiktionalen Performance «Der grosse Schritt» der Cie. Drift selbst auf der Bühne, erzählte aus ihrem reichen Tanz-Leben und tanzte ein berührendes Solo (→ bei Youtube online).

Kasics gilt heute als eine der grossen Persönlichkeiten des Schweizer Tanzes. Recherchen aus ihrem Umfeld ergaben, dass die bisher älteste Tanzlehrerin im Jahr 2017 gestorben war. Seit dem August 2021 ist es offiziell: Ulla Kasics ist die älteste Tanzlehrerin der Welt und somit neue Rekordhalterin im «Guiness-Buch der Rekorde». Wir gratulieren ihr ganz herzlich! → Hier geht es zum Artikel im Tages-Anzeiger.