VERSCHLECHTERUNG DER EINKOMMENSSITUATION DER KULTURSCHAFFENDEN

Freitag 25.06.21
Von: Sarah Marinucci

Suisseculture Sociale hat dieses Jahr zum dritten Mal seit 2006 und 2016 eine Umfrage zu Einkommen und sozialer Sicherheit von Kulturschaffenden lanciert – mit ernüchterndem Ergebnis. Die soziale Absicherung von Kulturschaffenden in der Schweiz weist massive Lücke auf und die Anstrengungen der letzten zwanzig Jahre haben daran nur wenig geändert.

Die Dachorganisation Suisseculture Sociale, in der sich Verbände der professionellen Kulturschaffenden zusammengeschlossen haben mit dem Ziel der Verbesserung der sozialen Sicherheit, lancierte erstmals 2006 und dann erneut 2016 eine Umfrage zu Einkommen und sozialer Sicherheit von Kulturschaffenden. Beide Umfragen kamen zum Schluss, dass die soziale Absicherung von Kulturschaffenden in der Schweiz massive Lücken aufweist – einerseits, weil die Einkommen, welche Kulturschaffende erwirtschaften können weit unter dem Schweizer Mittelwert liegen, andererseits, weil weder die Altersvorsorge noch die Absicherung bei Erwerbsausfall bei Kulturschaffenden als genügend betrachtet werden können.


Die COVID-19-Krise und ihre direkten Auswirkungen auf die Branche haben die schwierige Situation von Kulturschaffenden in der Schweiz in einem bisher nicht vorhandenen Ausmass in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gerückt. Aus diesen Gründen hat Suisseculture Sociale die Einkommenssituation der Kulturschaffenden erneut eruiert und kommt zum Resultat, dass sich die Einkommenssituation von Kulturschaffenden in der Schweiz seit der letzten Studie von 2016 noch einmal substanziell verschlechtert hat: So hat sich der Anteil an Kulturschaffenden, die ein Gesamteinkommen von 40'000 CHF pro Jahr (in und ausserhalb der Kulturbranche) erwirtschaften von 50% auf 59% erhöht – dies bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 45 Stunden.


Ebenfalls zeigt sich erneut, dass die Absicherung bei Alter und oder Arbeitsausfall aufgrund von Krankheit oder Unfall bei Kulturschaffenden völlig ungenügend ist: Nur 69% der selbstständigen Kulturschaffenden zahlen Beiträge an die AHV und auch bei den unselbstständig Erwerbenden liegt der Anteil nur bei 86% – dies nicht etwa, weil die Einkommen schwarz erwirtschaftet werden, sondern vielmehr, weil die Abrechnungsverfahren für die Sozialversicherungsbeiträge nicht auf Personen mit häufig wechselnden Arbeitgebern und/oder Kleinstpensen ausgerichtet sind.


Tatsache ist jedoch, dass diese Anliegen nicht nur die Kultur betreffen. Zunehmend zeigen sich auch in anderen Branchen atypische bzw. hybride Arbeitsformen, sei das im Bereich der neuen digitalen Arbeitswelt oder der sogenannten Plattformökonomie. Da Kulturschaffende jedoch seit Jahrzehnten schon unter diesen prekären Arbeitsbedingungen arbeiten, sind hier die Auswirkungen bereits heute sichtbar.


Zur Einkommensstudie von Suisseculture Sociale.