UMFRAGE ZUR COVID-19-SITUATION IN TANZSCHULEN

Montag 06.12.21
Von: Liliana Heldner Neil / Sarah Marinucci

Danse Suisse hat im April 2021 eine Umfrage lanciert, um in Erfahrung zu bringen, wie die aktuelle Situation aufgrund von COVID-19 auf die Schweizer Tanzschulen wirkt und ob die vom Bund eingeleiteten Entschädigungsmassnahmen den Tanzschulen helfen, die durch die Pandemie bedingten Ausfälle aufzufangen. Die Resultate zeichnen ein gemischtes Bild.

Im April dieses Jahres hat Danse Suisse eine Online-Umfrage an sämtliche Leiter:innen von Tanzschulen sowie an Tanzpädagog:innen, die in einer Schule angestellt sind, geschickt. Die Umfrage wurde in den vier Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch angeboten und hat insgesamt 143 Personen erreicht. Aus den Rückmeldungen lassen sich Tendenzen hinsichtlich der Situation an Tanzschulen ablesen.


Zur Vorgeschichte: Während der Bund gleich zu Beginn der Pandemie Gelder für die Kultur bereitstellte, blieb der ganze Bereich der Kulturellen Bildung – neben Tanzschulen auch private Musik-, Theater- und Kunstschulen – von diesen Massnahmen ausgeschlossen. Schon früh hat sich Danse Suisse für diesen Bereich engagiert und gemeinsam mit anderen Kulturverbänden immer wieder auf diese Lücke im System der Massnahmen hingewiesen. Bis heute leider ohne Erfolg. Lediglich vier von 26 Kantonen haben die Kulturelle Bildung in ihre Unterstützungsmassnahmen aufgenommen.


Der Umfrage zufolge sind in den Schweizer Tanzschulen zwischen 1 – wenn lediglich der Leiter oder die Leiterin unterrichtet – und 25 Tanzpädagog:innen angestellt, wobei diese Information kein Indikator dafür ist, wie viele Stunden während der schwierigen COVID-Monate ausgefallen oder verschoben wurden. Es gilt an dieser Stelle jedoch festzuhalten, dass das Verschieben von Stunden stets die Ausnahme war. In den meisten Fällen wurden alle Lektionen ohne Kompensationsmöglichkeit abgesagt. Gleichwohl mussten praktisch alle Leiter:innen von Tanzschulen ihre Mietkosten weitertragen, wobei es nur vereinzelt zu einer Mietkostenreduktion kam.


Bei Schulschliessungen über einen längeren Zeitraum – zum Beispiel während der Lockdowns – wurden neben den finanziellen Verlusten folgende Auswirkungen und Konsequenzen genannt:

  • Verlust von Teilnehmer:innen/Schüler:innen
  • Risiko, die Arbeit/Anstellung zu verlieren (für angestellte Tanzlehrkräfte)
  • Schliessung von Tanzstudios
  • Schwierigkeit, neue Teilnehmer:innen anzuwerben
  • Herausforderung durch Maskenpflicht und Schutzkonzepte
  • Absage von Aufführungen und Showings
  • Stress und Angst aufgrund der unberechenbaren Lage
  • Herausforderung beim Ausweichen auf virtuelle Kanäle (technisches Versagen, weniger Teilnehmer:innen, Motivationsverlust, weniger Sichtbarkeit, kein direkter Kontakt)
  • ständige Reorganisation des Unterrichts
  • viele Absenzen wegen Krankheit/Quarantäne

In Ausnahmefällen konnte nach dem Lockdown wieder dort weitergemacht werden, wo aufgehört wurde. Bei vielen wirkten die Konsequenzen des Lockdowns jedoch lange nach, nicht selten bis heute.


Des Weiteren hat die Umfrage gezeigt, dass über die Hälfte der Teilnehmer:innen COVID-Finanzhilfe eingefordert hat. Häufig wurden Anfragen für Corona-Erwerbsersatz, Kurzarbeit für Angestellte und Härtefälle für Unternehmen beantragt. Weniger ins Gewicht fielen Arbeitslosenbeiträge, Beiträge aus der Sozialhilfe, Corona-Kredit und Mietzinsreduktion, welche von wenigen Kantonen subventioniert wurden. Corona-Erwerbsersatz und die Kurzarbeitsentschädigung waren die wichtigsten Massnahmen.


Viele Umfrage-Teilnehmer:innen erhielten demnach keinerlei COVID-Finanzhilfe oder konnten diese wegen den dafür definierten Richtlinien nicht beantragen. Um den Betrieb weiterhin am Laufen zu halten und trotzdem arbeiten zu können, wurden oftmals die geschäftlichen oder privaten Reserven angezapft. Vereinzelt halfen Spenden vonseiten der Kursteilnehmer:innen. Dies führte dazu, dass das Einkommen in der Pandemie bei vielen Tanzpädagog:innen um einiges tiefer lag als normal. Im Schnitt erreichten die Einkommen 60% der Einkommen vor der COVID-19-Pandemie.


Die Zukunftsaussichten sowohl für die eigene Tanzschule als auch für die Anstellung als Tanzpädagog:in wurden im Frühjahr verhalten optimistisch eingeschätzt. Mit dem Auftauchen der neuen Virusvariante und der Drohung eines weiteren Lockdowns dürften die Antworten auf diese Frage heute wesentlich pessimistischer ausfallen.


In welche Richtung sich die Situation auch entwickelt, Danse Suisse setzt sich weiter für diese Thematik ein.